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Geschichten
Archibald & Sissi
von Margitta Blinde
Archibald: Langsamer Abschied
Wir müssen mit dem Hund zum Tierarzt! Das ist zwar immer sehr beschwerlich
für uns und besonders für Archibald, aber es führt kein Weg mehr daran vorbei.
Seine Herzerkrankung schwächt ihn. Er ist nicht mehr wie früher. Er schläft
viel und die Treppe in die obere Etage bewältigt er nur mit mehreren Anläu-
fen. Durch die täglichen Medikamente kommen sein Stoffwechsel und seine
Verdauung durcheinander. Die Entwässerungstabletten, die sein geschädigtes
Herz entlasten, müssen in einem bestimmten Abstand gegeben werden, sonst
wird der Druck auf die Blase zu groß und er pinkelt auf den Teppich. Das kann
passieren, allerdings kann er nichts dafür. Ich schimpfe nicht, sondern tröste
ihn, weil er ein schlechtes Gewissen hat. Dann sauge ich die Flüssigkeit mit
Küchenpapier auf und gehe mit einem Reinigungsschwamm über den Fleck.
Auch mit Durchfall bekommen wir es gelegentlich zu tun. Archibald frisst nur
noch sehr wenig, mit Vorliebe Sissis Katzenfutter, was zu fetthaltig ist und dann
die Verdauung stört. Das Ergebnis auf meinem Teppich ist nicht sehr schön
und riecht auch dem-entsprechend, aber mit sofortigem Reinigen bekommen
wir es in den Griff. Zum Glück passiert es nicht oft. Jetzt ist aber etwas Neues
hinzugekommen: beim Gassi gehen, fällt der Hund plötz-lich um. Genauer ge-
sagt: er verliert die Gewalt über seine hinteren Pfoten, sie rutschen weg und
Archie liegt auf der Seite und kommt nicht mehr weiter. Er kann einfach nicht
mehr. Passiert das mitten auf einer befahrenen Straße – wie neulich – dann
wird es gefährlich für uns. Ich ziehe ihn dann am Halsband mühsam zum ret-
tenden Bürgersteig hin. Tragen kann ich ihn nicht, das schafft Frauchen nicht
mehr. Nach einigen Minuten kann Archie gottseidank wieder aufstehen und wir
gehen sehr langsam nach Hause.