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Geschichten
Archibald & Sissi
von Margitta Blinde
Wie im Märchen
Es klingt wie ein Märchen, ist aber wirklich passiert, die Geschichte vom
Kater Bob, der sein Herrchen quasi von der Straße holte. Es war ein-
mal ein Straßenmusiker in der englischen Hauptstadt London. Der junge
Mann mit Namen James, war obdachlos und drogenabhängig. Er schlug
sich mehr recht und schlecht mit dem wenigen Geld, dass er durch sei-
ne Musik er-bettelte durch. Schließlich gelang es ihm in einer günstigen
Sozialwohnung unter zu kommen, so dass er wenigstens ein Dach über dem
Kopf hatte. Eines Tages fand er auf der Treppe einen abgemagerten Kater mit
einer Verletzung. Das Tier tat ihm leid, sah er doch einen Seelenverwandten
in dem runtergekommenen herrenlosen Kater. Er nahm das Tier bei sich auf.
Trotz seines Drogenkonsums schaffte es James, sich um den Kater zu küm-
mern und ihn zu versorgen. Er nannte ihn „Bob“.
Nach ein paar Wochen wollte er das Tier wieder loswerden und setzte es vor
der Haustür aus. Aber da hatte er nicht mit der Eigenwilligkeit und Sturheit von
Katzen gerechnet. Wenn diese sich ein Herrchen ausgesucht haben, bleiben
sie bei ihnen und lassen sie nicht mehr los. Bob bleibt also wie fest genagelt
vor der Tür sitzen und miaute erbärmlich. Das hält James nicht lange aus, lässt
den Kater wieder in seine Wohnung und in sein Leben. Bob entwickelte bald
eine besondere Marotte: sein Lieblingsplatz ist der Nacken seines neuen Herr-
chens. Dort machte er es sich wie ein Schal bequem und rührte sich freiwillig
nicht mehr von der Stelle. Die beiden werden unzertrennlich. Mit seinem Ge-
fährten an der Seite gelang es James allmählich die Drogen loszulassen und
wieder in ein normales Leben zurück zu finden.